Vortrag 'Das Ungarische Autonome Gebiet in Rumänien'

Vortrag: Das Ungarische Autonome Gebiet in Rumänien Minderheitenpolitik im Stalinismus: Das Ungarische Autonome Gebiet in Rumänien (1952-1968)

Das EUROPE DIRECT Informationsbüro Aachen lud heute in Kooperation mit der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft e. V. mit Sitz Berlin, dem Historischen Institut der RWTH Aachen und dem Ungarisch-Deutschen Freundeskreis Aachen zu einem interessanten Vortrag ein. Knapp 30 Gäste verfolgten nach der Einführung durch Prof. Dr. Armin Heinen den Beitrag in den Räumen des Historischen Instituts der RWTH Aachen.

Dringende Aufgabe der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg im sowjetischen Machtbereich war es, die Situation der Nationalitäten im Sinne der kommunistischen politischen Vorstellungen zu lösen. So wie Stalin in der Sowjetunion zu diesem Zweck "Autonome Regionen" schuf, so griff er auch in Rumänien zu dieser Lösung. Obwohl gegen den Widerstand der rumänischen Kommunisten noch 1952 von Stalin erzwungen, überlebte dieses Konstrukt als "Ungarisches Autonomes Gebiet" auch nach Stalins Tod (1953) noch weitere fünfzehn Jahre.

Dr. Ottmar Traşcă in AachenIn seinem auf deutsch gehaltenen Vortrag untersuchte der Referent Dr. Ottmar Traşcă die Geschichte dieses stalinschen Projekts vor dem Hintergrund, dass das historische "Ungarische Autonome Gebiet" in der letzten Zeit für die Tagespolitik der ungarischen Regierung und von Gruppen innerhalb der in Rumänien als ethnische Minderheit lebenden Ungarn instrumentalisiert wird. Dabei geht es einmal um die Forderung, die rumänische Regierung solle dieser Minderheit auch territoriale Autonomie gewähren, zum anderen geht es um die von der EU geforderte Neugliederung Rumäniens in Großregionen. Die wegen der innenpolitischen Unruhen bis zu den nächsten Parlamentswahlen im Herbst 2012 vertagten regierungsamtlichen Überlegungen sehen eine Aufteilung des mehrheitlich ungarisch besiedelten Gebietes auf zwei Großregionen vor, während die ungarische Minderheit mit dem Hinweis auf das Autonome Gebiet von 1952 bis 1968 fordert, ihr Siedlungsgebiet zu einer eigenen Großregion zu machen.

Der 1969 in Siebenbürgen geborene Referent Dr. Traşcă ist Leitender Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Rumänischen Akademie der Wissenschaften und Dozent an der Babes-Bolyai-Universität in Cluj. Er arbeitet dort als Historiker für Zeitgeschichte, vor allem als Militärhistoriker zum 2. Weltkrieg und zum Holocaust in Rumänien, ferner zu den rumänisch-ungarischen Beziehungen und zu Rumänien im Kommunismus. Nach mehreren Stipendienaufenthalten in Deutschland hat er sich mit umfangreichen Quelleneditionen zum Holocaust einen Namen gemacht. Sein Vortrag über das "Ungarische Autonome Gebiet" in Rumänien befasste sich mit einem bisher im deutschen Sprachraum unbekannten Thema; er konnte dafür die seit kurzem in Rumänien zugänglichen Akten nebst den einschlägigen stalinschen Direktiven auswerten.

Nach dem Vortrag stellten die Gäste zahlreiche Fragen und zeigten somit ein hohes Interesse an der Thematik. Einen schönen Ausklang fand die Veranstaltung bei angebotenen Getränken und kleinen Häppchen im Foyer des Historischen Instituts.

Veranstalter:

Weitere Informationen: