Europäische Horizonte: Der Süden

Erfolgreicher Start der Veranstaltungsreihe „Himmelsrichtungen“ im Aachener Ludwig Forum

Die vier Himmelsrichtungen sind in Alltag und Sprachgebrauch fester Bestandteil unseres Lebens: Nicht nur als weitgehend wertfreie räumliche Orientierungseinheiten, sondern ebenso als mit Empfindungen und Assoziationen behaftete Räume. So träumen viele Deutsche vom Sommerurlaub im warmen Süden, während sie beim Gedanken an die kalte, ungemütliche Nordsee nur die Nase rümpfen.

Zum Auftakt der diesjährigen Veranstaltungsreihe der „Europäischen Horizonte“ trafen sich am 19. Januar 2012 der Kulturhistoriker Dieter Richter und Alexander Cammann, Feuilleton-Autor der Wochenzeitung DIE ZEIT, zu einem Gespräch über die Bedeutung des Südens als „Koordinate einer mentalen Geographie“. Inmitten der Ausstellungshalle des Ludwig Forum Aachen für internationale Kunst sprachen sie vor einem Publikum von rund 70 interessierten Gästen unter anderem über die Idealisierung des Südens: Als beliebtes Sehnsuchts- und Reiseziel ist er beispielhaft für wertbehaftete Empfindungen von Regionen oder Himmelsrichtungen, die teils auf einzelnen Erfahrungswerten, nicht selten aber auch auf verallgemeinerten Klischees gründen. Selbst der sonst so leuchtend idealisierte Süden Europas nehme, nach Richter, im Spiegel der gegenwärtigen Eurokrise eine andere Färbung an.

Die literarische Grundlage der nun ersten Veranstaltung im Aachener Ludwig Forum bildete eine Publikation Richters über den Süden, in welcher er die „nördliche“ Wahrnehmung der südlichen Länder auf der Grundlage ihrer kulturgeschichtlichen Entwicklung und gegenwärtigen Wirkungen beschreibt.

Auch die sich an das Gespräch anschließenden Fragen und Kommentare der Zuhörer griffen die Spiegelungen von Klischees, Wertungen und Ideologien in der gesellschaftlichen Wahrnehmung auf und ließen den Wunsch nach einer kritischeren, differenzierteren Betrachtung anderer Gesellschaften erkennen.

Der Gedanke hinter der insgesamt vierteiligen Veranstaltungsreihe der Initiative „Europäische Horizonte“ ist, die Europäische Kulturgeschichte vor dem Hintergrund des Konzeptes der vier Himmelsrichtungen zu betrachten, indem die Himmelsrichtungen nach Dieter Richter vor allem kulturhistorisch, als "geistige Raumkonstruktionen“ und „Wegweiser der Zivilisation“ verstanden werden. Organisiert werden die Veranstaltungen von der Stadt Aachen in Kooperation mit dem Institut für Politische Wissenschaft der RWTH und dem Ludwig Forum für Internationale Kunst. Auch EUROPE DIRECT ist Partner der Veranstaltungsreihe.

Die nächste Veranstaltung unter dem Titel „Der Norden“ wird am Donnerstag, den 26. April 2012, von 18.30-20.00 Uhr im Ludwig Forum stattfinden. Wie zu allen Folgeveranstaltungen sind auch hier interessierte Zuhörer und Mitredner herzlich willkommen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.