Europäische Kommission pflegt den Austausch mit Wissenschaftlern
Der Leiter der Bonner Regionalvertretung der Europäischen Kommission, Dr. Stephan Koppelberg, eröffnete den vorletzten Abend der Reihe "Europa, wie weiter?" heute vor 70 Gästen.
Als Partner der Initiative Europäische Horizonte schlug Herr Koppelberg bei den Planungen der Vortragsreihe den exzellenten Wissenschaftler Prof. Dirk Messner als Referent vor.
Die EU lässt sich in Sachen Nachhaltigkeit, Klimawandel und demographischer Entwicklung und vielen weiteren Sachfeldern von vielen Wissenschaftlern beraten, so auch von Prof. Messner.
In eigener Sache wies Herr Dr. Koppelberg zudem auf ein Jubiläum hin: Die Regionalvertretung der Europäischen Union in Bonn besteht in diesem Jahr bereits seit 60 Jahren. Als so genanntes "Bonner Presseverbindungsbüro" war sie die allererste Vertretung der damaligen "Hohen Behörde" (heute EU-Kommission) außerhalb Luxemburgs, dem damaligen Sitz der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS).
Das einstige Bonner Presseverbindungsbüro ist heute Bestandteil eines Netzwerks von europaweit 37 Vertretungen der Europäischen Kommission in den Mitgliedstaaten: je eine Vertretung pro Hauptstadt plus insgesamt 9 Regionalvertretungen in den größeren Mitgliedstaaten.
Nachhaltige Entwicklung statt Geoengineering
In seinem spannenden Vortrag beleuchtete Prof. Messner die Rolle Europas in der Welt. Er ist Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik in Bonn. Zudem arbeitet er als Gutachter und ist in beratender Funktion u.a. für die Europäische Union, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sowie sämtliche deutsche Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Schwerpunkte seiner Arbeit sind u.a. die Themen Globalisierung, Globale Entwicklung und Klimawandel.
Zunächst machte Prof. Messner die Zuhörer auf die enorm wichtige Rolle sowohl Deutschlands, als auch der EU, auf der globalen Ebene aufmerksam. Dabei blieben sie mit ihrem Engagement weit unter ihren Möglichkeiten. Dies müsse sich ändern.
Anhand verschiedener Grafiken erklärte Prof. Messner die Verschiebung der Kräfteverhältnisse in der Weltwirtschaft. Es seien gerade die Länder, die nicht zur OECD gehören, die Schwellenländer, die die Krise gut verkraftet hätten. Diese neue polizentrische Ordnung sei potentiell inklusiver und möglicherweise auch friedlicher, so Messner, sie berge aber auch neue Herausforderungen. In Reaktion darauf müsse z.B. die Außenpolitik enger mit der Entwicklungspolitik zusammenarbeiten.
Eine weitere große Herausforderung sei der Erdsystemwandel ("Anthropocene"), der große Risiken mit sich bringe, sagte Messner. Er sieht drei Möglichkeiten der Weltwirtschaft damit umzugehen. Die erste Option sei "business as usual", also so weiterzumachen, wie bisher. Die zweite Möglichkeit sei die Forschung im "Geoengineering"-Bereich, um z.B. Techniken zu entwickeln, die das Erdsystem künstlich runterkühlen. Prof. Messner ist gegen die Variante und erhofft eine Kontra-Diskussion zu diesem Thema in Europa. Für die weitaus vielversprechendste Möglichkeit hält er nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, in der er Europa in einer tragenden Rolle sieht. Voraussetzung dafür seien eine wirksamere Energieaußenpolitik, Transformationsallianzen mit aufstrebenden Staaten, Wissenskooperationen zu globalen Zukunftsfragen und ein Wandel der klassischen Entwicklungspolitik zu einer Strategie für globale nachhaltige Entwicklung.
Im Rahmen der anschließenden Diskussion ging Prof. Messner auf Kritik ein und beantwortete weitere Fragen.
Am Donnerstagabend findet der letzte Vortrag dieser Reihe der Europäischen Horizonte statt. Prof. Werner Plumpe wird die europäische Integration ab 19:00 Uhr im Super C wirtschaftshistorisch beleuchten.