Prof. Wirsching: Was Europa bewegt.

14-05-06-EH-Wirsching 1Die europäische Integration, eine Geschichte der Krisenbewältigung

Nach der gelungenen Auftaktveranstaltung der Vortragsreihe "Europa, wie weiter?" mit Prof. Maurizio Bach gestern, konnte heute Prof. Andreas Wirsching als Gastredner im Super C begrüßt werden. Der Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin sprach vor 70 Gästen über die Antriebskräfte der europäischen Integration.

Nach Auffassung von Prof. Wirsching war es weniger der Idealismus, der die europäische Integration vorangetrieben hat, als vielmehr zwei andere wichtige Faktoren. Als erste Antriebskraft nannte er die Rolle der Nationalstaaten, die nach 1945 vor allem ihre eigenen Interessen durchzusetzen versuchten. Als zweite entscheidende Antriebskraft sieht der Geschichtsprofessor die Krisenwahrnehmung. Die Integration schien, nachdem sie einmal angetrieben war, der beste Weg um aktuelle europäische Krisen zu bewältigen.

14-05-06-EH-Wirsching 2Laut Prof. Wirsching, hat die EU bereits drei Krisen-Zyklen durchlaufen; den Vertrag von Maastricht, die Osterweiterung und die Euro-Krise. Er betonte, dass mit der Krisenwahrnehmung und -diagnose auch immer ein Lernprozess mit einhergehen. Dieser unbändige Optimismus wurde in der anschließenden Diskussion in Frage gestellt.

Abschließend fasste der Referent noch einmal zusammen, dass die Krisen der EU immer auch mit der europäischen Integration als Erfolgsgeschichte verwoben seien. Die Geschichte der Europäischen Union sei also eine Geschichte der Bewältigung von Krisen. Dies ist eine logische Konsequenz, denn "am Anfang der europäischen Integration ist die Krise", so Wirsching.

Am Mittwoch wird Prof. Eichwede ab 19:00 Uhr zum Thema "Europa gewinnt ein neues Gesicht. Was kann sein Osten vom Westen, sein Westen vom Osten lernen?" referieren- dieses Mal im Hörsaal 1132/603, im HKW-Gebäude, hinter dem Super C.