Vorträge und Diskussion zur Ukraine

Dr. Detlev Preuße 15 04 20 Ukraine Vortrag 1 und Horst Kläuser erläuterten geschichtliche und gegenwärtige Entwicklungen in der Ukraine

Seit Monaten ist die Krise in der Ukraine und der bewaffnete Konflikt in deren östlichen Gebieten ein kontinuierliches Thema in den Medien und Gegenstand vieler Diskussionen. Mit den Vorträgen von Herrn Dr. Detlev Preuße und Horst Kläuser wollte die Europa Union Aachen die historische Entwicklung hin zu den aktuellen Problemen beleuchten und lud daher heute gemeinsam mit dem EUROPE DIRECT Informationsbüro Aachen zur Veranstaltung "Und die Ukraine geht uns doch etwas an - Parallelen zu den mittel- und osteuropäischen Freiheits- und Unabhängigkeitsbewegungen vor 25 Jahren" in den Gartensaal des Deutsch-Französischen Kulturinstituts ein.

Der Politologe Dr. Detlev Preuße ist nicht nur Autor des neu erschienen Buches “Umbruch von unten: Die Selbstbefreiung Mittel- und Osteuropas und das Ende der Sowjetunion“ sondern war auch lange Jahre bei der Konrad Adenauer Stiftung beschäftigt, wo er vor allem für die Betreuung mittel- und osteuropäischer Graduierter war.

Horst Kläuser ist Chefreporter des WDR Hörfunk und berichtete in seiner Funktion als ARD-Sonderkorrespondent in den vergangenen Jahren immer wieder aus Kiew und Moskau.

Nach einer Begrüßung der knapp 70 Zuhörer und der beiden Vortragenden durch die Vorsitzende der Europa Union Aachen Marion Bylaits ging Dr. Preuße in seinem Vortrag auf die Hauptthesen seines Buches ein und erläuterte seine Argumente. Dabei beschrieb er ausführlich das Entstehen der Souveränitätsbestrebungen in den verschiedenen osteuropäischen Sowjetrepubliken zwischen den Jahren 1898 und 1991. Des Weiteren betonte er sowohl die symbolische kraft des sogenannten "Baltischen Wegs", wie auch die politische Wichtigkeit der verschiedenen Volksfronten, die sich in dieser Zeit, auch in der Ukraine bildeten und die Souveränität ihrer Staaten von der UdSSR forderten. Daran anschließend legte Dr. Preuße dar, dass es auch in der Ukraine, mit der Ausnahme der Krim, in dieser Zeit eine hohe Zustimmung zur Loslösung von der Sowjetunion bestand. Zum Abschluss seines Vortrages widersprach er der, heute in Russland wieder weit verbreiteten These, der Zerfall der Sowjetunion wäre von westlichen Staaten initiiert worden. Laut Dr. Preuße habe viel mehr das Baltikum und seine Souveränitätsbestrebungen in den Jahren 1989 und 1990 diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst.

15 04 20 Ukraine Vortrag 2Im zweiten Teil des Abends beleuchtete der WDR Chefreporter Horst Kläuser die letzten Entwicklungen in der Ukraine und gab einige sehr persönliche Einblicke in seine Erfahrungen als Korrespondent in Kiew und Moskau. In seinem Bericht unterstrich Kläuser die Hoffnungen, die in der Ukraine während der "Orangenen Revolution" aufgekommen waren, in deren Verlauf aber enttäuscht wurden. Diese Hoffnungen nannte er unter anderem als Grund für die Maidan-Bewegung, die sich im November 2013 manifestierte. Besonders betonte er dabei den seiner Meinung nach verschwinden geringen Anteil von faschistischen und radikalen Bewegungen bei der Protesten. Vielmehr wolle er die Bewegung in Kiew als die erste seit dem Beginn der 1990er Jahre verstehen, die sich aktiv und lautstark für einen Beitritt zur Europäischen Union ausspreche.

Im Verlauf der anschließenden Diskussion hatten die zahlreichen Zuhörer die Möglichkeit Fragen zu stellen. Themen waren dabei unter anderem die Verstöße Russlands gegen das Völkerrecht bei der Besetzung der Krim, sowie die Bedeutung der EU für eine Demokratisierung der Ukraine.

Die aufgrund des zeitlichen Rahmens unterbrochene, intensive Diskussion konnte in den Räumlichkeiten des Deutsch-Französischen Kulturzentrums bei einem Glas Wein oder Orangensaft weitergeführt werden. So klang der Abend in angenehmer Atmosphäre und mit interessanten Gesprächen aus.

EUROPE DIRECT bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten für die gelungene Zusammenarbeit.