Nach dem Sieg Donald Trumps bei der Präsidentschaftswahl der Vereinigten Staaten waren nicht nur dort viele Menschen bestürzt, auch im Rest der Welt hat das Ergebnis viele besorgt.
Um über den Ausgang der Wahl und über die Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen den USA und der EU zu diskutieren, kamen heute im europäischen Klassenzimmer im Grashaus 16 Teilnehmer zusammen. Nach einer kurzen Begrüßung durch EUROPE DIRECT Leiter Winfried Brömmel begann die Diskussion mit Siebo Janssen, Politikwissenschaftler und Historiker, und dem Moderator Jochen Leyhe.
Siebo Janssen blickte zurück auf den Wahlkampf und stellte die vier Kandidaten der Republikaner vor, namentlich Jeb Busch, Marco Rubio, Ted Cruz und John Kasich. Niemand hätte damals mit einer ernstgemeinten Kandidatur Trumps gerechnet. Doch schon während der Vorwahlen konnte Trump zeigen, dass er viele Wähler hinter sich versammelte. Einer der Gründe für Trumps Sieg war nach Meinung des Referenten, dass er viel zu lange unterschätzt wurde. Außerdem sprach Trump anders als andere Kandidaten die Angst und Wut eines großen Teils der Republikaner an. Auch die Kandidaten der Demokraten, Hillary Clinton und Bernie Sanders wurden vorgestellt. Nachdem Sanders aus dem Rennen war, kam es zu einem Wahlkampf, der seinesgleichen suchte. Sowohl Clinton als auch Trump waren noch im August 2016 bei den Wählern sehr unbeliebt gewesen.
Anschließend wurde die Person Donald Trump vorgestellt, wie er zu seinem Vermögen kam, was er von seinem Team erwartet, und welche Sicht er unter anderem auf Frauen, Migranten und Minderheiten hat.
Siebo Janssen analysierte zudem die möglichen Veränderungen, die die EU mit Beginn der Amtszeit von Trump erwarten könne. Nimmt man die Ankündigungen im Wahlkampf ernst, so würde der neue Präsident den Handel mit Europa stark einschränken, um den eigenen Markt in den USA zu schützen. Er könnte das TTIP-Abkommen verhindern. Auch die finanziellen und logistischen Leistungen innerhalb der NATO möchte Trump zurückfahren. Somit stellte der Referent die Frage, ob nicht die EU sich in Zukunft verstärkt selbst um die Verteidigung und Sicherheit Europas kümmern muss. Er hat die Hoffnung, dass die Mitgliedsländer der EU nun umso enger zusammen stehen werden, um die globalen Herausforderungen zu meistern.
Das Publikum beteiligte sich mit vielen Fragen an der Diskussion, z.B. nach Gründen, warum Clinton nicht gewonnen habe und was man von Trumps Außenpolitik erwarten könne. Zwei der Gründe für Clintons Niederlage waren ihre häufig wechselnde Position zu diversen Themen, sowie die E-Mail-Affäre. Trumps Außenpolitik könnte in Zukunft einer Art "Ad-hoc-Politik" gleichen, so Siebo Janssen, da Trump bisher keinerlei politische Erfahrung habe und auch seine Berater recht unerfahren seien.
Zudem wurde von den Gästen die Sorge geäußert, dass sich auch in Europa populistische und nationalistische Kräfte in der Politik verstärken werden. Mit Sorge wird auf die Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich geschaut, wo sich mit Wilders und Le Pen bereits rechtpopulistische Parteien in Stellung bringen.