In Kooperation mit den EUROPE DIRECT Zentren in Aachen und Eupen, dem Europäischen Klassenzimmer im Grashaus sowie Pulse of Europe Aachen lud die Regionalvertretung der EU-Kommission in Bonn ein, um die Wiedereröffnung der europäischen Grenzen nach den Corona-bedingten Schließungen zu feiern. Auf der Café-Außenterrasse des deutsch-belgischen Vereins KuKuK e.V./V.o.G. an der deutsch-belgischen Grenze präsentierte der Mainzer Politologe Ingo Espenschied seine Live-Dokumentation '70 Jahre Schuman-Plan', in der der Vortragsprofi die spannende Geschichte der Gründung Europas durch den Schuman-Plan am 9. Mai 1950 sowie den Prozess der europäischen Einigung bis heute erzählte. Im Anschluss an die multimediale Zeitreise konnten die 67 Gäste Fragen an den Referenten stellen.
Der Leiter der Regionalvertretung der EU-Kommission in Bonn, Herr Jochen Pöttgen, begrüßte die Gäste zusammen mit Winfried Brömmel von EUROPE DIRECT Aachen und Elena Schommers von EUROPE DIRECT Ostbelgien. Zudem gab es Video-Grußworte des Europaministers des Landes NRW, Herrn Stephan Holthoff-Pförtner, und von Oliver Paasch, dem Ministerpräsidenten der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Holthoff-Pförtner sah die Euregio während der Corona-Krise in einer Vorbildfunktion, da Belgien, Deutschland und die Niederlande während der Pandemie-bedingten Grenzschließung weiterhin zusammengearbeitet haben. Paasch hätte sich die Fortführung der europäischen Zusammenarbeit auch während der Krise gewünscht.
Nach der Begrüßung begann Ingo Espenschied seine multimediale Zeitreise durch die Geschichte der Gründung der Europäischen Union, die mit Kurzvideos und O-Tönen gespickt war. Der Politologe betonte, dass man besser verstehen kann, wie die EU funktioniert, wenn man ihre Geschichte kennt. So blickte er in seinem Vortrag auf die Reichsgründung des deutschen Kaiserreichs im 19. Jahrhundert zurück, erwähnte die erste pan-europäische Bewegung, um bis zum Beginn der heutigen EU mit dem Schuman-Plan am 9. Mai 1950 zu gelangen. Für Espenschied ist die EU heute noch eine "moderne und erfolgreiche Idee".
Der Politologe legte anschaulich den langen Verhandlungsprozess hin zur Unionsgründung, Fortschritte wie die Europawahlen sowie den Integrationsprozess mit Höhen und Phasen der Stagnation dar. "Die Europäische Union von heute ist kein fertiger Staat, sondern ein Prozess", so Espenschied. Heute geben die Nationalstaaten freiwillig Kompetenzen und Rechte an die supranationale Ebene ab, um die Handlungsfähigkeit der EU zu sichern. Da dies den Mitgliedsstaaten nicht immer leicht fällt, kann dieser Prozess nur langsam voranschreiten. Doch der Prozess lohnt sich: Alle großen Fragen von heute wie der Klimaschutz, Migration und Wirtschaft sind globale Fragen, deshalb ist die europäische Zusammenarbeit in dieser globalisierten Welt vorteilhaft.
Im Anschluss an den Vortrag stellten die Gäste viele Fragen. Es wurde deutlich, dass sie die Zukunft der EU beschäftigt: Wie geht es weiter? Gibt es noch große europäische Politiker wie die Gründungsväter der EU? Wie können Bürger in die Gestaltung der EU einbezogen werden? Diese und weitere Fragen diskutierten die Teilnehmenden mit dem Referenten Espenschied sowie mit Pöttgen von der Regionalvertretung der EU-Kommission in Bonn.