EU-Wirtschaft in Turbulenzen – Ukraine-Krieg und Corona in einer globalisierten Welt

22 03 09 EU Wirtschaft 300x91Die Wirtschaft in der Europäischen Union wird durch Krisen geschüttelt: Klimawandel, COVID-19 und nun der Krieg in der Ukraine. Das beeinflusst die wirtschaftliche Entwicklung in den Mitgliedstaaten. Wie können wir als EU unseren Wohlstand unter diesen Umständen sichern? Jürgen Matthes vom Deutschen Institut für Wirtschaft ist einer der Euroexperten in Deutschland. Am 9. März beantwortete er alle Fragen zum Thema EU-Wirtschaft in Krisenzeiten. Die Moderation übernahm Jochen Leyhe. Anwesend waren an diesem Abend rund 24 Gäste, die interessante Anregungen und Fragen mitbrachten.

„Die Abhängigkeit von Russland hat sich als fehlerhaft erwiesen.“

Höhere Sprit- und Heizpreise gelten heute fast schon als Solidaritätsbekundung – früher hätte es einen noch viel größeren Aufschrei gegeben, so Matthes. Erst durch Fukushima aus Atomkraft, dann wegen Klima aus Kohle raus, nun sind wir zumindest übergangsweise auf Gas angewiesen: „So haben wir uns klar von Russland abhängig gemacht.“ Matthes meinte, dass so aktiv Putins Krieg finanziert wird und Sanktionen würden unterlaufen. Leyhe fragte, ob Putin durch die erhöhten Spritpreise nun auch mehr Geld verdient? Ja und das sei unser Dilemma, weil die Preise nur weiter steigen würden, lautete Matthes klare Antwort.

Im Verlauf des Abends beschäftigte sich der Referent anhand interessanter Publikumsfragen mit dem Thema der erneuerbaren Energien. "Ausbau der Erneuerbaren – Jetzt erst recht?" Wir werden unsere Abhängigkeit von Russland nicht von heute auf morgen los, da ist sich Matthes sicher. Aber nicht nur die sicherheitspolitische Verantwortung müssen wir einsehen – auch die Bekämpfung des Klimawandels ist nun nochmal durch den Krieg und die Abhängigkeit von Russland in ein anderes Licht gerückt worden. So kam auch in der Diskussion der Ausbau der Erneuerbaren Energien zur Sprache. Werden hier zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen? Matthes ist da pessimistisch. Der Ausbau der Erneuerbaren sei weiterhin ein langfristiges Projekt. Im Raum steht, ob Frankreich mit seinem Ausbau der Atomenergie nicht am Ende doch strategischer gedacht hat.

NextGenerationEU für eine krisensicherere Zukunft

Ist nun ein Weltwirtschaftscrash wegen des Krieges zu befürchten? Dies sei noch zu schwierig zu beantworten, da Matthes und sein Team noch dabei wären, Prognosen aufzustellen. „Wir hatten ja grade eine Krise, wir wollen aus der Coronakrise heraus. Die EU investiert in Form von NextGenEU. Ist das jetzt alles umsonst?“, fragte Leyhe. Matthes erklärte darauf, dass der NextGenerationEU Aufbaufonds ein Gesamtvolumen von 800 Milliarden Euro hat und primär als mittelfristiger Fonds gedacht wurde, um die EU grüner, digitaler und sozialer aus der Krise herauszuführen. Manche Gelder kämen erst in diesem oder nächsten Jahr und würden sich erst später bemerkbar machen. In jedem Fall ist der Fonds ein starkes Zeichen von Solidarität innerhalb der EU, das es in dieser Form bislang nicht gegeben hat.

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