Am Freitag, 26. Mai 2023 fand im Forum des Paul-Julius-Reuter-Berufskollegs (PJR) der EU-Projekttag zum Thema „Green E(U)conomy: Wie wird der Klimawandel die Arbeitswelt verändern“ statt. Dieser bildete den Höhepunkt der Europawoche 2023 und unterhielt die rund 130 Veranstaltungsgäste im gut gefüllten Forum mit einem ebenso abwechslungs- wie lehrreichen Programm. EUROPE DIRECT Aachen war einer von vielen Veranstaltungspartnern.
Nach einer kurzen Begrüßungsrede, in der Schulleiter Burkhard Lenzen u. a. die Bedeutung einer „grünen Wirtschaft“ im Kontext des Klimawandels skizzierte und somit die Notwendigkeit einer anstehenden „fünften industriellen Revolution“ anmahnte, wurden zunächst die Gewinnerklassen des diesjährigen EU-Wettbewerbs prämiert. Klassen aus den Bildungsgängen der Drogist*innen, der Groß- und Außenhändler*innen sowie der Kaufmännischen Assistent*innen kreierten im Vorfeld der Europawoche zahlreiche „creative books“, in denen sie Lösungsansätze für die drängenden Klimaprobleme skizzierten und ihre Visionen einer nachhaltigen Wirtschaft entfalteten. [...]
Im Anschluss an die Siegerehrung fand die Deutschlandpremiere des 16. euregionalen Dokumentarfilms des PJR Aachen mit dem Titel „Klima kennt keine Grenzen“ statt. Zu der Filmpremiere kamen erfreulicherweise interessierte Bürger*innen, die sich ebenso wie die versammelte Schülerschaft mit kräftigem Beifall angetan von dem rund 45-minütigen Film zeigten. Der Dokumentarfilm beleuchtet anhand der Hochwasserereignisse vom Juli 2021 die finanziellen, wirtschaftlichen, aber auch die sozialen Folgen zunehmender klimabedingter Extremwetterereignisse (z. B. Fluten oder Dürren).
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Daniel Freund, Mitglied des Europäischen Parlaments für die Grünen, erläuterte in der Gesprächsrunde die europäische Perspektive auf die wirtschaftlichen Transformationsprozesse. Ein wesentlicher Baustein dieses Transformationsprozesses sei die Ablösung fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien, um die industriellen Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren und so das selbstgesteckte Ziel der Europäischen Union, bis zum Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden (European Green Deal), zu erreichen. [...]
Gero Schuch, Mitglied des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz des Aachener Stadtrats, unterstützt die Argumentation des Europapolitikers Freund, indem auch er den Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen eine große Bedeutung bei der Vermeidung sozialer Härten im Zuge des Strukturwandels beimisst. Allerdings, so gab der Kommunalpolitiker der SPD zu bedenken, werde man ältere Arbeitnehmer*innen, die kurz vor ihrem Renteneintritt stehen, kaum von Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen überzeugen können. Für diese Leute müsse die Politik andere Lösungen finden. [...]
Das sich erwartbar verändernde Ausbildungs- und Berufsverständnis wurde in der Podiumsdiskussion auch von Dr. Raphaela Kell betont. Sie ist Dozentin am IPW der RWTH Aachen mit dem Forschungsschwerpunkt Postwachstumsökonomie und politisch-ökonomische Resilienzforschung sowie Vorstandsmitglied im Verein „Regionale Resilienz Aachen“. Frau Dr. Kell appellierte an die jungen Auszubildenden, sich nach der Ausbildung nicht zwangsläufig in die Rolle von reinen Weisungsempfänger*innen zu begeben, sondern mutig zu sein und Ideen in die Unternehmen zu tragen, Vorgesetzte aufzufordern, notwendige Anpassungen im Sinne der Nachhaltigkeit vorzunehmen oder gar bereit zu sein, eigene Ideen beispielsweise in Form einer Selbstständigkeit zu verfolgen. [...]
Roland Essel, Referent für Umweltwirtschaft im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, betonte, dass Grüne Gründungen sowie kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) der Umweltwirtschaft vom Landesministerium gefördert werden. KMUs würden mehr als 90 Prozent der Unternehmen in NRW ausmachen und wären somit ein wichtiger Hebel bei der Transformation der Arbeitswelt hin zu einer Green Economy.
Ein regional ansässiges Industrieunternehmen, das aufgrund seiner Größe zwar nicht als KMU zählt, jedoch staatliche Fördergelder in Millionenhöhe für sein Forschungs- und Entwicklungsprojekt „COSIMa“ erhält, ist der Glasproduzent Saint Gobain Sekurit. Nicht allein aufgrund der staatlichen Fördermittel zeigte sich der Projektleiter von Saint Gobain Research Germany, Dr. Andreas Nositschka, in der Podiumsdiskussion optimistisch, das Dekarbonisierungsprojekt, das u. a. das Ziel einer CO2-Neutralität bis zum Jahr 2030 am Glasproduktions- und Glasverarbeitungsstandort Herzogenrath vorsieht, erfolgreich gestalten zu können. [...]
Dass die Meinungen, welche Energieträger bei dem Ausbau besonders berücksichtigt werden sollten, sowohl national als auch international auseinandergehen, wurde im Rahmen der Podiumsdiskussion gleich mehrfach deutlich. [...]
Zum Schluss der Veranstaltung durften die Debattenteilnehmer*innen Wünsche an die versammelte Schülerschaft äußern. Dabei wurde insbesondere der Wunsch deutlich, sich in die Klimadebatte einzumischen. Am deutlichsten wurde dabei Frau Dr. Kell: Ihre Generation habe es „verbockt“. Die Generation der versammelten Schüler*innen müsse es nun besser machen und Lösungen für die Klimakrise finden. Dies ginge nur, indem sich die jungen Menschen engagierten. Ein passender Appell zum Ende einer Europawoche, die die Lernenden am Paul-Julius-Reuter-Berufskolleg für die Folgen des Klimawandels in der Euregio sowie die Verantwortung unserer Gesellschaft für eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise sensibilisieren sollte.
- Paul-Julius-Reuter Berufskolleg Aachen
- Trailer zum euregionalen Dokumentarfilm „Klima kennt keine Grenzen“ (YouTube)
- Sponsoren und Veranstaltungspartner: