Gemeinsam mit der VHS Aachen und dem Europäischen Klassenzimmer im Grashaus der Route Charlemagne lud EUROPE DIRECT Aachen zum diesjährigen Europäischen Forum ein, bei dem sich alles um Schweden drehte. 50 Gäste nahmen an dem kurzweiligen und unterhaltsamen Abend mit Musik, Tanz und Kulinarischem teil.
Galt Schweden lange Zeit als ein von Ikea möbliertes Bullerbü der europäischen Sozialdemokratie, so wird das größte Land Skandinaviens heute weitaus eher mit Gleichstellungspolitik, Spotify und Kriminalliteratur in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist außer den gläsernen Steuererklärungen nicht mehr viel vom wohlfahrtsstaatlichen „Volksheim“ geblieben und sogar die über zwei Jahrhunderte währende Neutralität des Landes wurde unlängst zugunsten eines Nato-Beitritts aufgegeben. Im Rahmen eines länderkundlichen Abends wurden unterschiedliche Facetten von schwedischer Politik, Kultur und Geschichte beleuchtet.
Malte Meyer (VHS Aachen) und Andreas Düspohl (Route Charlemagne) hießen das Publikum herzlich im Forum der VHS willkommen. Sodann stellte Anna-Louisa Lobergh (EUROPE DIRECT) als Deutsch-Schwedin den Gästen ihr Land überblicksartig vor. Sie ging dabei nicht auf die allseits bekannten Aspekte wie die Idylle der Landschaft ein, sondern zeigte eher unbekannte Seiten des Landes auf. So stellte sie schwedische Erfindungen vor, wie die Rohrzange, Bluetooth und den Dreipunkt-Sicherheitsgurt, und zeigte auf, welchen schwedischen Marken und Unternehmen man im deutschen Alltag begegnen kann. Einige Lacher riefen die teilweise lustigen Traditionen und Bräuche aus Schweden hervor, die Anna-Louisa Lobergh vorstellte: Ostern zum Beispiel wird in Schweden wie anders wo Halloween gefeiert, bei dem sich Kinder als Osterhexen (påskkärringar) verkleiden und von Tür zu Tür gehen, um nach Süßem zu fragen. Abgerundet wurde ihr Vortrag mit dem Blick auf einige Eigenheiten der Schwed*innen - beispielsweise wird jede*r geduzt, auch bei Behördengängen, außer die Königsfamilie.
Daran anschließend gab Andreas Düspohl einen kurzen historischen Abriss, in dem er die Entwicklung vom Wikingervolk zum Wohlfahrtsstaat aufzeigte. Dabei ging er auf die Unterdrückung des Samen-Volkes im Norden des Landes, die Umstellung vom Links- auf den Rechtsverkehr 1967 am sogenannten "Dagen H" (H für "höger", rechts) sowie den Mord am beliebten sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Olof Palme 1986 ein. Letzteres verbildlichten einige eindrucksvolle Titelseiten von Zeitungen aus dem Internationalen Zeitungsmuseum Aachen.
Vor dem nächsten inhaltlichen Teil leitete Nicolas Floß (EUROPE DIRECT) ein Pub-Quiz ein. In Gruppen konnten die Teilnehmenden ihr Schweden-Wissen unter Beweis stellen. Da das Publikum so stark war, musste für den dritten Platz sogar noch eine Schätzfrage gestellt werden. Die Podiumsgewinner*innen freuten sich über Bücher über die schwedische Kultur und Sprache als Quizpreise.
Musikalisch untermalt wurde der Abend durch einen Beitrag des Chors "Joy2Sing". Ca. 30 Sänger*innen performten zwei Lieder, eines davon auf Schwedisch ("Andetag"). Der Chor erntete tosenden Applaus vom Publikum.
Im nächsten inhaltlichen Block zeigte Andreas Düspohl Architektur in Schweden auf und ging dabei auf einige historische Gebäude und Statuen, beispielsweise von Birger Jarl als Gründer der Hauptstadt Stockholm, ein.
Helena Stjerna, die Schwedisch an der VHS und RWTH Aachen unterrichtet, brachte den Gästen einige Sätze und Ausdrücke auf Schwedisch bei. Mutige Freiwillige probierten sich an der Aussprache einiger schwieriger Wörter. Ihre Schwedischkenntnisse konnten die Teilnehmenden sodann beim Mittsommertanz zu "Små grodorna" unter Beweis stellen: Eine Gruppe aus dem Publikum fand sich zusammen, um den traditionellen Tanz, der im Juni zu Midsommar getanzt wird, aufzuführen und das Kinderlied mitzusingen.
Das nächste Thema war "Literatur". Zum Einstieg stellte Malte Meyer das Buch "Eine europäische Frau" von Gunilla Palmstierna-Weiss vor. Anders als er beim Lesen des Buches erwartet hatte, wurde dort weniger die weibliche Perspektive in der schwedischen Gesellschaft sowie soziale Entwicklungen eingegangen. Dennoch habe das Buch Einblicke in das sehr politisch aktive Leben der Autorin gegeben. Das Publikum lachte herzlich, als Malte Meyer eine lustige Anekdote aus dem Buch vorlas, bei dem sich die Autorin über die Tischmanieren ihres Bekanntenkreises ärgerte. Helena Stjerna ordnete das Buch in den größeren Rahmen der Literaturgenres in Schweden ein. Die schwedische Literatur ist in Deutschland besonders für Kinderbücher, Romane und Krimis bekannt.
Während des ganzen Abends konnten sich die Teilnehmenden an einem kleinen Buffet mit kühlem Saft und süßen schwedischen Snacks sowie selbstgebackenen Kardamom-Schnecken erfrischen. Für schwedisches Flair sorgten selbstgebastelte Dekoration, kleine Mittsommerbäumchen auf den Tischen und Blumenkränze, die Helena Stjerna gemacht hatte.
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