Workshop „Hallo Demokratie, hallo Europa“ im Grashaus

Aus aller Herren Länder: Ukraine, Moldavien, Bulgarien, Syrien, Indien, Türkei, Rumänien, Afghanistan. Wer nach Deutschland kommt, lernt in einem Integrationskurs zuerst die deutsche Sprache und dann die Grundzüge der deutschen und europäischen Demokratie in einem Orientierungskurs. Also, auf zur Demokratie, auf nach Europa! EUROPE DIRECT Aachen organisierte für 15 Teilnehmende der Aachener Sprachenakademie einen Workshop im Grashaus.

23 10 24 Sprachenakademie Workshop 300Die Teilnehmenden besuchten einen Workshop zum Thema „Demokratie und Europa“, den der Museumsdienst Aachen anbietet. Im Vorfeld hatten die Migrant*innen schon einiges über demokratische Prozesse in Deutschland erfahren und selbst erlebt. Nun sollte es um die europäische Integration gehen, was hat Deutschland mit Europa zu tun?

Im historisch bedeutsamen Grashaus erfuhren sie von den beiden engagierten Leitenden des Workshops, dass in diesem mittelalterlichen Gebäude ein Grundstein zur Demokratie gelegt wurde: Es war das allererste Rathaus der Stadt Aachen aus dem Jahr 1267! Demokratie bedeutet „Herrschaft des Volkes“, und diese wurde von den Bürger*innen der damaligen Zeit eingefordert, weil Aachens Bewohner*innen selbstbewusst und wohlhabend waren und deshalb ein Mitsprachrecht des Volkes wünschten.

Weiter ging es mit einem anregenden Bilderquiz: Was hat ein Doktorhut mit Europa zu tun oder ein Tablet, Bücher mit Paragraphen, eine Versammlung von Menschen, ein offener Schlagbaum oder ein Reisepass? Schlagwörter flogen durch das europäische Klassenzimmer: Versammlungsrecht, Reisefreiheit, international gültige Abschlüsse, Freizügigkeitsrecht, Pressefreiheit. Schnell dämmerte die Erkenntnis: Was in Deutschland gilt, gilt auch in Europa.

Kernstück des Workshops war die Arbeit in kleinen Gruppen, bei der jedes Team mit verschiedenen Materialien zentrale demokratische Themen erarbeitete. Zur Religionsfreiheit wurde ein Plakat erstellt, das sich kritisch mit der eigenen Religion auseinandersetzte. Gleichberechtigung von Mann und Frau wurde thematisiert, wobei auch diskutiert wurde, ob Männer Röcke tragen und sich schminken dürften. Fotos von Menschen verschiedener Herkunft regten zur Auseinandersetzung mit dem Thema „Diskriminierung“ an. Persönliche Diskriminierungserfahrungen wurden angesprochen und da war sich die Gruppe einig: Niemand möchte diskriminiert werden und im Grunde sind wir alle gleich.

Die zweistündige Veranstaltung verging wie im Flug dank der gut organisierten Durchführung der beiden jungen Leiter*innen, die mit ihrem umfangreichen Hintergrundwissen die sprachlich schwierigen Themen unterfütterten.

Zu guter Letzt bekam die Gruppe noch eine private Führung in den ehemaligen Kerker des Grashauses, das auch ein Gerichtsgebäude war. Ornamente und Gemälde an den Wänden und Decken, dazu Lesepulte des ehemaligen Aachener Stadtarchivs, denn das war das Grashaus zuletzt, empfing die Teilnehmenden in dem wunderbaren Raum, der heute als Kapelle bezeichnet wird. Die Teilnehmenden waren begeistert und resümierten: Dieser Vormittag bei EUROPE DIRECT hat sich gelohnt und sie hätten gerne weiter diskutiert.