Vortrag und Diskussion über Schuldenkrise in der EU

12-09-05-Vortrag_Schulden_1Spannender Vortrag über die Schuldenproblematik abseits der täglichen Nachrichten

Knapp 30 Besucher waren heute abend zu Gast im Sitzungssaal des Haus Löwenstein, um sich einen Vortrag über die Schuldenproblematik in der Europäischen Währungsunion anzuhören, den das EUROPE DIRECT Informationsbüro Aachen gemeinsam mit der EU-Kommissionsvertretung in Berlin organisierte. Referent des Abends war Dr. Klaus Reeh, der bis 2010 für die Europäische Kommission in Luxemburg, Brüssel, Washington und Paris gearbeitet hat. Insbesondere war er zu Beginn der Währungsunion zuständig für die Konjunkturstatistik der Eurozone. Zuletzt war Reeh bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst Berater des Generaldirektors von Eurostat, dem  Statistischen Amt der Europäischen Union.

Nach einer kurzen Einführung von Winfried Brömmel, dem Leiter des EUROPE DIRECT Informationsbüros Aachen, machte Klaus Reeh zu Beginn seines Vortrags deutlich, dass er nicht beabsichtige, das zu wiederholen, was jeden Abend in den Nachrichten zu hören und zu sehen ist. Stattdessen wolle er versuchen, den Besuchern die Schuldenproblematik von Grund auf verständlich zu machen. So spannte er in seinem Vortrag einen großen historischen Bogen und begann damit, die Verhältnisse vor und nach dem Bretton-Woods-System verständlich darzustellen, um zu begreifen, woher das aktuelle Problem herrührt. Darauffolgend stellte er die verschiedenen Geld-, Finanz-, und Wirtschaftspolitischen Prinzipien der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) vor und betonte die Tatsache, dass mit der Euro-Einführung der potentielle Staatsbankrott eines Landes realistisch geworden sei und Spekulanten demzufolge darauf "wetten" könnten.

12-09-05-Vortrag_Schulden_3Hiernach problematisierte Reeh die Situation in der Euro-Zone und stellte fest, dass die Refinanzierung von Schulden schwieriger geworden ist, da unter anderem die Kapitalverkehrsfreiheit das Problem der Kapitalflucht verstärken würde. Allerdings zeigte er auch auf, dass sich der Euro nicht in einer Krise befinde, sondern unterschiedliche Schuldenkrisen der Kern des Problems seien. Gleichwohl gab er zu Bedenken, dass die Verschuldung Europas in der Gesamtheit im Vergleich mit den USA oder Japan relativ gering sei. Schließlich versuchte Reeh die Frage zu beantworten, warum die Lösung der gegenwärtigen Krise so schwer ist. Er begründete seine Antwort unter anderem mit den vielfältigen und komplexen Interessen der verschiedenen Akteure in der Politik sowie mit den nationalistischen Tendenzen, die die Fortführung der Europäischen Integration schwieriger gestalten würden.

Die vielen Fragen und Diskussionsanstöße der Besucher zeigten am Ende, dass Dr. Klaus Reeh sein ausgegebenes Ziel erreicht hat, tiefer in die Materie einzublicken, als es die Nachrichten jeden Abend versuchen. Das Informationsmaterial von EUROPE DIRECT Aachen, das sich speziell mit dem Euro und der Finanz- und Wirtschaftspolitik der EU beschäftigte, rundete den Abend ab und wurde mit großem Interesse angenommen.