Eurovision Song Contest erhält Médaille Charlemagne 2016

Der Eurovision Song Contest (ESC) wird am 28. April in Aachen die Karlsmedaille für europäische Medien, die "Médaille Charlemagne pour les Médias Européens", erhalten.

Mit dieser Medaille wird seit dem Jahr 2000 im Vorfeld der Karlspreis-Feierlichkeiten eine europäische Persönlichkeit oder Institution ausgezeichnet, die sich auf dem Gebiet der Medien in besonderer Weise um den Prozess der europäischen Einigung und um die Herausbildung einer europäischen Identität verdient gemacht hat. Mit dieser Vergabe der 16. Karlsmedaille würdigt das Kuratorium des Vereins „Médaille Charlemagne“ die Verdienste des Eurovision Song Contests als transnationale beziehungsweise europaübergreifende Veranstaltung. Die Auszeichnung wird Ingrid Deltenre, Generaldirektorin der European Broadcasting Union, entgegennehmen. Die Laudatio auf den ESC hält der schwedischer Musiker, Sänger, Komponist, Musikproduzent und Band-Mitglied der Pop-Gruppe ABBA, Björn Kristian Ulvaeus. Auch die deutsche Schlagersängerin Nicole wird an der Preisverleihung teilnehmen.

Möglichkeiten eines vereinten Europas
„Nur selten erhalten wir Bürgerinnen und Bürger Europas die Möglichkeit, uns über die Grenzen hinweg miteinander verbunden zu fühlen. Der Eurovision Song Contest stellt eine solche Gelegenheit dar. Durch die Präsentation der einzelnen Teilnehmerländer rücken diese dem Zuschauer näher und werden greifbar. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erhalten für einen Abend eine Vorstellung darüber, welche Möglichkeiten ein vereintes Europa tatsächlich haben könnte“, so Michael Kayser, Vorsitzender des Vereins „Médaille Charlemagne“, bei der Bekanntgabe des aktuellen Preisträgers heute in Aachen.  

ESC rückt neben der Musik die einzelnen Länder Europas in den Fokus
Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp mahnte, dass die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Europäischen Union noch nie so konkret wie heute gewesen sei. Er sagte: „Viele Regierungen kehren der europäischen Idee momentan den Rücken und verfallen wieder in nationale Denk- und Verhaltensmuster. In solchen Zeiten ist es extrem wichtig, unserem „Haus Europa“ die notwendige Unterstützung zu bieten und auch dafür einzustehen. Das kann jedoch nur aus dem Gefühl heraus erfolgen, dass wir alle Europäer sind. Der Eurovision Song Contest fördert dieses Wir-Gefühl, weil er neben der Musik die einzelnen Länder Europas und ihre Bürger in den Fokus rückt. Eine bessere Gelegenheit, unsere „Nachbarn“ näher kennen zu lernen, gibt es selten.“

Millionen von Menschen feiern zusammen eine Idee
Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreis-Direktoriums, betonte, dass Europa für viele Bürgerinnen und Bürger nach wie vor gleichbedeutend mit Brüsseler Bürokratie, Gesetzen und Verträgen sei. Es mangele an einem übergreifenden Gemeinschaftsgefühl unter den Bürgerinnen und Bürgern, obwohl gerade ein solches Gemeinschaftsgefühl Voraussetzung für Toleranz, Nähe und Vertrauen sei. Er erklärte: „Der Eurovision Sing Contest stellt eine Basis dar, auf der Bindungen zwischen den einzelnen Nationen hergestellt werden. Aufgrund der gemeinsamen Vorliebe für Musik feiern Millionen von Menschen zusammen eine Idee, an deren Ende ein Siegerlied gekürt wird, nationale Interessen und Unterschiede treten in den Hintergrund und Gemeinsamkeiten in den Vordergrund.“     

Bisherige Preisträger waren der Publizist Lord George Weidenfeld (GB), der Autor Cees Nooteboom (NL), der Produzent Jan Mojto (D), der Regisseur Jean-Jacques Annaud (F), der ehemalige Intendant des Westdeutschen Rundfunks Köln Fritz Pleitgen (D), die polnische Schauspielerin Krystyna Janda (PL), die Stiftung Berliner Philharmoniker,  gemeinsam die Regisseure Fatih Akin (D) und Abdellatif Kechiche (F), die Organisation „Reporter ohne Grenzen“, der Musiker André Rieu (NL), die Verlegerin Inge Schönthal-Feltrinelli (I), die russische Zeitung Novaya Gazeta, der Historiker und Journalist Timothy Garton Ash (GB), die European Film Academy (EFA) sowie im vergangenen Jahr die OSZE-Beauftragte für die Freiheit der Medien, Dunja Mijatovíc (BIH).

Verein „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens“ stiftet den Preis
Gestiftet wird der Preis vom Verein „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens“, dem folgende Institutionen angehören: Stadt Aachen, Stadt Maastricht, Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), Film- und Medienstiftung NRW, Arte - der Europäische Kulturkanal, BBC World News, Deutsche Welle, EOS Entertainment, Discovery Communications Deutschland, Euronews, der Zeitungsverlegerverband Nordrhein-Westfalen sowie die Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen. Der Verein wurde 2006 auf Initiative der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen und der Stadt Aachen ins Leben gerufen.

Angela Katzy gestaltet die Medaille
Die Medaille wird von der in Köln lebenden Künstlerin Angela Katzy gestaltet. Sie hat einen Durchmesser von etwa 10 cm und ist in 925er Silber gearbeitet. Der Lapislazuli ist in 750er Gelbgold gefasst, auch die innere Strebe ist in gelbgold gestaltet. Sie steht für den Strich, den Karl der Große einer Unterschrift gleich seinem Siegel selbst beifügte, da er nicht schreiben konnte.