Bevor das Europäische Parlament die neue Europäische Kommission unter der Leitung von Ursula von der Leyen wählen kann, mussten die Parlamentsausschüsse die Eignung der designierten Kommissionsmitglieder prüfen. Vom 30. September bis zum 8. Oktober 2019 fanden die öffentlichen Anhörungen statt, in denen sich 26 Kandidat*innen den ausgiebigen Befragungen der Europaabgeordneten in den zuständigen Ausschüssen des Parlaments stellten. Drei nachgerückte Kandidat*innen wurden am 14. November angehört.
Am 21. November gab es schließlich einen Gedankenaustausch zwischen den drei designierten Vizepräsident*innen der Kommission, Frans Timmermans, Margrethe Vestager und Valdis Dombrovskis, und der Konferenz der Präsidenten des Parlaments, Präsident Sassoli und den Fraktionsvorsitzenden. Die Konferenz der Präsidenten hat die Anhörungen daraufhin für abgeschlossen erklärt. Das Parlament wird über das Kollegium der Kommissar*innen am 27. November 2019 in Straßburg abstimmen.
Verzögerungen im Anhörungsprozess
Von der Leyens Kommission sollte ursprünglich zum 1. November starten, was davon abhing, ob die Europaabgeordneten die 26 designierten Kommissar*innen für den jeweiligen Posten für qualifiziert hielten. Bei 23 der 26 Kandidat*innen gaben die zuständigen Ausschüsse grünes Licht, drei Kandidat*innen wurden jedoch von dem betreffenden Ausschuss abgelehnt. Da das Europäische Parlament das letzte Wort über das gesamte Kollegium der Kommissare hat, musste von der Leyen die Zusammensetzung ihres Teams ändern und schlug nach Nominierung durch die betroffenen Mitgliedstaaten Ungarn, Frankreich und Rumänien neue Kandidat*innen vor. So fanden am 14. November drei weitere Anhörungen der nachträglich nominierten Kandidat*innen statt. Der Ungar Olivér Várhelyi, die Rumänin Adina-Ioana Vălean und der Franzose Thierry Breton wurden bestätigt.
Auch hinsichtlich der Ressortverteilung und der Ressortnamen gab es Kritik. EU-Kommissionschefin von der Leyen änderte beispielsweise den viel kritisierten Titel des Kommissars, der auch für Migrationsfragen zuständig ist. Statt „Schutz unserer europäischen Lebensweise" wird das Ressort des Vizepräsidenten Margaritis Schinas nun „Förderung der europäischen Lebensweise" heißen.
Kein Kommissar aus dem Vereinigten Königreich
Fraglich war auch, ob das Vereinigte Königreich eine/n Kommissar*in nominiert, nachdem der britische EU-Austritt Ende Oktober erneut verschoben wurde und zwar bis maximal 31. Januar 2020. Damit liegt der neue Termin nach dem geplanten Amtsantritt der EU-Kommission am 1. Dezember. Die britische Regierung teilte dazu von der Leyen schriftlich mit, dass eine Nominierung nicht möglich sei, da kurz vor einer Parlamentswahl der Handlungsspielraum der Regierung eingeschränkt sei. Wahlen im Vereinigten Königreich sind für den 12. Dezember vorgesehen.
- Quelle: Newsletter des Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments in Deutschland
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