Seit dem 1. Juni hat Dänemark die Ratspräsidentschaft des Rats der Europäischen Union inne. Jetzt ist Halbzeit.
Dänemark hat am 1. Juli 2025 zum achten Mal den Ratsvorsitz der EU übernommen und setzt unter dem Motto „Ein starkes Europa in einer Welt im Wandel“ ambitionierte Prioritäten um. Der dänische Ansatz zeichnet sich durch den Fokus auf Sicherheit, Verteidigungsfähigkeit, Wettbewerbsstärkung sowie die konsequente Förderung einer grünen Transformation und strategischen Unabhängigkeit Europas aus.
Die sicherheitspolitische Lage in Europa hat sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine seit 2022 grundlegend gewandelt. Dänemark nimmt hier eine führende Rolle ein, indem es sich als einer der stärksten Unterstützer der Ukraine pro Kopf positioniert und die Notwendigkeit betont, die europäische Verteidigung nicht nur finanziell, sondern strategisch auf europäischer Ebene voranzutreiben. Die dänische Präsidentschaft arbeitet intensiv daran, die Zusammenarbeit in der Entwicklung und Beschaffung von Verteidigungsgütern zu stärken und so die Resilienz gegenüber hybriden Bedrohungen, wie zuletzt beobachteten Drohnenangriffen auf kritische Infrastruktur in Nord- und Mitteleuropa, deutlich zu verbessern. Ziel ist es, dass Europa bis 2030 über eine eigenständige, robuste Verteidigungsfähigkeit verfügt.
Neben der Sicherheit fokussiert sich Dänemark auf eine wettbewerbsfähige und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der EU. Die Herausforderungen, die sich aus globalem strategischem und ökologischem Wandel ergeben, sollen durch Entbürokratisierung, verbesserte Rahmenbedingungen für Innovation und Forschung sowie eine konsequente Energiewende bewältigt werden. Dabei steht die Förderung digitaler und grüner Schlüsseltechnologien im Zentrum, um Europas strategische Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Das Programm strebt zudem Verbesserungen bei der Energieversorgungssicherheit an, um Europa unabhängiger von externen Energielieferungen zu machen.
Die dänische Ratspräsidentschaft arbeitet eng mit Polen (vorangegange Ratspräsidentschaft) und Zypern (folgende Ratspräsidentschaft) im sogenannten Trio zusammen, um eine kontinuierliche und abgestimmte Agenda für die EU voranzubringen. In den vergangenen Monaten wurden mehr als 300 Veranstaltungen und 15 informelle Ratstagungen durchgeführt, darunter zwei bedeutende EU-Gipfeltreffen in Dänemark im Oktober 2025, die wichtige politische Weichenstellungen ermöglichten.
In bilateralen Gesprächen, wie mit dem deutschen Europaminister Nathanael Liminski, wurde betont, dass die Verteidigungspolitik Europas dringend europäisch angegangen werden muss und dass Dänemark und Deutschland sich in einer gemeinsamen Sicherheitsstrategie einig sind. Auch der Dialog mit der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft wurde gesucht, um die Prioritäten der Ratspräsidentschaft breit abzustimmen und umsetzungsorientiert zu gestalten.
Insgesamt zeigt die Halbzeitbilanz, dass Dänemark seine Rolle als Motor für ein sicheres, wettbewerbsfähiges und ökologisch nachhaltiges Europa ernst nimmt. Die Herausforderungen sind zwar groß – von geopolitischen Risiken über Migration bis hin zur Transformation der Wirtschaft –, doch die dänische Präsidentschaft legt mit einem klaren und ambitionierten Programm den Grundstein dafür, Europas Handlungsfähigkeit und Zusammenhalt in einer sich wandelnden Welt zu stärken. Damit wird der Ratsvorsitz den Erwartungen gerecht, die an ihn in einer kritischen Phase für Europa gestellt werden.
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