Fast 300 Millionen Menschen werden im Jahr 2024 Schätzungen zufolge humanitäre Hilfe benötigen. Deshalb verstärkt die EU-Kommission erneut ihr weltweites Engagement und stellt über 1,8 Milliarden Euro zur Unterstützung der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen für dieses Jahr bereit.
Janez Lenarčič‚ Kommissar für Krisenmanagement, sagte: „Zum Jahresbeginn 2024 wird deutlich, dass sich bei der humanitären Hilfe die Lücke zwischen dem Bedarf und den verfügbaren finanziellen Ressourcen weiter vergrößert. Gleichzeitig ist der Finanzierungsbedarf sehr hoch, da sich die Konflikte vervielfachen und die Klimakrise sich weiter zuspitzt. Im Jahr 2023 erreichte die Finanzierungslücke ein neues Rekordniveau, da nicht einmal 40 Prozent der benötigten 56,7 Milliarden US-Dollar bereitgestellt wurden. Angesichts dieses besorgniserregenden Trends wird die Europäische Kommission weiterhin humanitäre Maßnahmen zur weltweiten Unterstützung der Bedürftigsten finanzieren, gleich, wer sie sind und wo sie leben. Und wir werden uns weiterhin dafür engagieren und die internationale Gemeinschaft mobilisieren, um diese alarmierende Finanzierungslücke gemeinsam zu schließen.“
Die humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission im Jahr 2024 soll wie folgt aufgeteilt werden:
- Fast 200 Millionen Euro für die Bewältigung der Folgen von Flucht und Vertreibung, Ernährungsunsicherheit, akuter und chronischer Unterernährung, Naturkatastrophen und wiederkehrender Epidemien in der Sahelzone (Burkina Faso, Mali, Mauretanien und Niger), der Zentralafrikanischen Republik und dem Tschadseebecken (Tschad, Kamerun und Nigeria), die durch Konflikte, Unsicherheit und den Klimawandel verursacht werden.
- Rund 346 Millionen Euro als Unterstützung für Menschen im östlichen und südlichen Afrika, die von langfristigen Konflikten in der Region der Großen Seen betroffen sind, sowie für Menschen, die durch extreme Wetterereignisse und bewaffnete Konflikte in Sudan, Südsudan, Uganda, Madagaskar, Mosambik und am Horn von Afrika (Dschibuti, Äthiopien, Kenia und Somalia) aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
- Fast 470 Millionen Euro an humanitärer Hilfe der EU werden im Nahen Osten und in Nordafrika zur Deckung des extremen humanitären Bedarfs im Gazastreifen und für die palästinensische Zivilbevölkerung sowie für die Bewältigung der anhaltenden regionalen Krise in Syrien, Libanon, Jemen und dessen Nachbarländern eingesetzt.
- Rund 115 Millionen Euro werden für Südosteuropa und die Europäische Nachbarschaft bereitgestellt, vor allem zur Bewältigung der Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und zur Finanzierung von Projekten, mit denen der anhaltende Bedarf im westlichen Balkan und im Kaukasus, die Auswirkungen der Syrien-Krise in der Türkei sowie die dauerhaften Folgen der Erdbeben im vergangenen Jahr angegangen werden.
- 186 Millionen Euro für humanitäre Hilfe werden den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen in Südasien und im Pazifikraum zugutekommen, wobei vor allem die humanitäre Hilfe in Myanmar, Bangladesch und den Philippinen im Mittelpunkt steht, gleichzeitig aber auch die Auswirkungen des Klimawandels in der Region angegangen werden.
- 111,6 Millionen Euro werden für Mittel- und Südamerika und die Karibik bereitgestellt, wo weiter Maßnahmen zur Bewältigung der Auswirkungen der Krise in Venezuela, der humanitären Folgen der bewaffneten Konflikte in Kolumbien, einer vielschichtigen Krise in Haiti sowie der weitverbreiteten Gewalt in Zentralamerika, Mexiko und Ecuador unterstützt werden. Diese Region ist zudem häufigen Naturkatastrophen ausgesetzt.
- Rund 315 Millionen Euro sind für die Reaktion auf plötzliche Notlagen und unvorhergesehene humanitäre Krisen bestimmt, die im Laufe des Jahres auftreten können.
- Mehr als 98 Millionen Euro werden für bereichsübergreifende Tätigkeiten, innovative Projekte und politische Initiativen bereitgestellt, z. B. für (mehrjährige) programmatische Partnerschaften und die Verbesserung der Bewältigungskapazitäten.
Hintergrund
Die Europäische Kommission leistet seit 1992 humanitäre Hilfe in über 110 Ländern und erreicht damit jedes Jahr Millionen von Bedürftigen auf der ganzen Welt. Die Hilfe wird über humanitäre Partnerorganisationen wie europäische humanitäre Nichtregierungsorganisationen, internationale Organisationen (einschließlich UN-Agenturen) und spezialisierte Agenturen der Mitgliedstaaten geleistet.
Über ihr weltweites Netz von humanitären Sachverständigen beobachtet die Europäische Kommission genau, wie die EU-Mittel eingesetzt werden, und sie hat strenge Vorschriften festgelegt, um sicherzustellen, dass die Mittel ordnungsgemäß ausgegeben werden.
Im Jahr 2021 veröffentlichte die Europäische Kommission eine Mitteilung, in der sie eine Verstärkung der humanitären Maßnahmen der Europäischen Union weltweit vorschlägt, um den erheblich gestiegenen humanitären Bedarf zu decken, der durch die COVID-19-Pandemie noch weiter verschärft wurde. In der Mitteilung werden eine Reihe von wichtigen Maßnahmen vorgeschlagen, um im Rahmen eines kollektiven europäischen Ansatzes die rasche Bereitstellung humanitärer Hilfe durch die Erweiterung der Ressourcenbasis, die Förderung günstiger Rahmenbedingungen für humanitäre Partner und die Bekämpfung der Ursachen von Krisen zu gewährleisten. Ferner wird die Förderung und Sicherstellung der Achtung des humanitären Völkerrechts wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt und es wird vorgeschlagen, die sektorübergreifende Zusammenarbeit zu intensivieren, um in die Resilienz der Gemeinschaften zu investieren, insbesondere angesichts des zunehmenden Mangels an grundlegenden Dienstleistungen und der dramatischen humanitären Auswirkungen des Klimawandels auf die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen.
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