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Krebsvorsorge: EU-Kommission will Krebs-Screenings ausweiten

Mit einem neuen Ansatz für das Krebsscreening will die EU-Kommission die Mitgliedstaaten bei der Krebsvorsorge unterstützen. Ziel ist es, bis 2025 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger der EU, die für Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs-Screenings infrage kommen, ein solches Screening anzubieten. Das populationsbezogene systematische Krebsscreening soll zudem auf Lungen-, Prostata- und unter bestimmten Umständen auch auf Magenkrebs ausgeweitet werden. Die Umsetzung der neuen Empfehlungen wird mit 38,5 Millionen Euro aus dem Programm EU4Health und mit 60 Millionen Euro aus Horizont Europa gefördert. Darüber hinaus wird die Kommission im Rahmen des Programms EU4Health 2023 zusätzliche Mittel für das Krebsscreening vorschlagen.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides erklärte dazu: „Im Jahr 2020 wurde bei geschätzten 2,7 Millionen Menschen in der EU Krebs diagnostiziert, und mehr als 1,3 Millionen Menschen haben durch diese Krankheit ihr Leben verloren. Wie wir wissen, kann eine frühzeitige Diagnose Leben retten und die Lebensqualität verbessern. Im Rahmen von Europas Plan gegen den Krebs schlagen wir heute einen neuen Kurs beim Krebsscreening in der EU ein. Mit unseren neuen Empfehlungen wird das Krebsvorsorgeprogramm der EU Krebsarten erfassen, auf die zusammen fast 55 Prozent aller Neuerkrankungen entfallen, die jedes Jahr in der EU diagnostiziert werden. Unsere neuen Empfehlungen beruhen auf wissenschaftlicher Evidenz und den herausragenden Leistungen unserer Krebsforschung in den letzten 20 Jahren; sie werden unsere Maßnahmen EU-weit verstärken, damit wir rasch handeln und die Lücken schließen können, die durch die Folgen von COVID-19 in der Krebsdiagnose und -versorgung gerissen wurden. Gemeinsam können wir bei Krebs gegensteuern.“

Mit der vorgeschlagenen Empfehlung wird ein neuer EU-Ansatz für bewährte Verfahren zur Verbesserung des Krebsscreenings eingeführt, der den heutigen Ansatz ersetzt, der bereits seit 20 Jahren besteht und dringend aktualisiert werden muss. Dieser Vorschlag ist eine Leitinitiative im Rahmen von Europas Plan gegen den Krebs und spiegelt den neuesten Stand des wissenschaftlichen Fortschritts und der Evidenz wider.

Ausweitung der Krebsscreenings

Ziel der Empfehlung ist es, die Zahl der Screenings auf Brust-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs zu erhöhen, um das Ziel von Europas Plan gegen den Krebs zu erreichen, bis 2025 90 Prozent der Personen, die die Voraussetzungen erfüllen, solche Screenings anbieten zu können. Darüber hinaus sollte das gezielte Screening auf weitere Krebsarten, insbesondere auf Prostata-, Lungen- und Magenkrebs, ausgeweitet werden.

Um ein gezielteres und weniger invasives Screening zu erleichtern, enthält die Empfehlung folgende Maßnahmen:

  • Die Zielgruppe für das Brustkrebsscreening sollte auf Frauen zwischen 45 und 74 Jahren erweitert werden (derzeit liegt die Altersspanne nur bei 50 bis 69 Jahren).
  • Frauen im Alter von 30 bis 65 Jahren sollten alle fünf Jahre oder öfter auf das humane Papillomavirus (HPV)getestet werden, um Gebärmutterhalskrebs zu erkennen, wobei der HPV-Impfstatus zu berücksichtigen ist.
  • Es werden Triagetests auf Darmkrebs in der Altersgruppe 50 bis 74 Jahre durch immunchemische Stuhltests gefordert, um so bestimmen zu können ob eine endoskopische/koloskopische Folgeuntersuchung nötig ist.

Von den neuesten Evidenzen und Methoden ausgehend erweitert die Empfehlung das systematische Screening auf drei weitere Krebsarten:

  • Untersuchung auf Lungenkrebs bei starken aktiven und ehemaligen Raucherinnen und Rauchern im Alter von 50 bis 75 Jahren.
  • Untersuchung auf Prostatakrebs bei Männern bis zu 70 Jahren mittels prostataspezifischer Antigentests und Magnetresonanztomographie (MRT) als Folgeuntersuchung.
  • Screening auf Helicobacter pylori und Überwachung präkanzöser Magenläsionen in Regionen mit hoher Magenkrebsinzidenz und -sterblichkeit.

Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung angehen

Besonderes Augenmerk gilt in der Empfehlung dem gleichberechtigten Zugang zu Screenings, den Bedürfnissen bestimmter sozioökonomischer Gruppen, Menschen mit Behinderungen und Menschen, die in ländlichen oder abgelegenen Gebieten leben, damit das Krebsscreening EU-weit Realität wird. Genauso wichtig ist es, geeignete und zeitnahe Diagnoseverfahren, Behandlungen, psychologische Unterstützung und Nachsorge sicherzustellen. Darüber hinaus wird mit der Empfehlung ein regelmäßiges systematisches Monitoring der Screeningprogramme, einschließlich ihrer Ungleichheiten, über das Europäische Krebsinformationssystem und das Register der Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung eingeführt.


Nächste Schritte

Hat der Rat die Empfehlung angenommen, wird sie die derzeitige, noch aus dem Jahr 2003 stammende Empfehlung zur Krebsfrüherkennung ersetzen.

Hintergrund

Im Jahr 2020 wurde bei geschätzt 2,7 Millionen Menschen in der Union Krebs diagnostiziert. Schätzungen zufolge wird jede(r) zweite Bürger(in) der EU im Laufe des Lebens an Krebs erkranken, was lang anhaltende Auswirkungen auf ihre Lebensqualität hat, und nur die Hälfte aller Krebspatientinnen und -patienten wird die Erkrankung überleben.

Die Empfehlung des Rates aus dem Jahr 2003 enthält Empfehlungen für die Krebsfrüherkennung und fordert die Mitgliedstaaten auf, bevölkerungsbasierte, qualitätsgesicherte Screeningprogramme durchzuführen. Wie sich gezeigt hat, konnte sie das Krebsscreening verbessern und sicherstellen, dass die am stärksten betroffenen Personen einfachen Zugang zu systematischen Screenings haben.

Im Bericht von 2017 über die Umsetzung dieser Empfehlung und im Europäischen Leitfaden zur Verbesserung der Qualität bei der umfassenden Krebsbekämpfung wurden sowohl künftige Probleme als auch neue Erfordernisse aufgezeigt. Es wurde deutlich, dass die Empfehlung überarbeitet und an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst werden musste.

In den vergangenen 20 Jahren wurden in den Mitgliedstaaten neue Screeninguntersuchungen und -protokolle validiert und eingeführt, und es gibt neue Evidenz, die die Ausweitung der Screeningempfehlungen auf weitere Krebsarten stützt, die noch nicht Gegenstand der alten Empfehlung waren.

Im Februar 2021 legte die Kommission Europas Plan gegen den Krebs vor, eine der Hauptprioritäten der Kommission von der Leyen im Gesundheitsbereich und eine zentrale Säule einer starken europäischen Gesundheitsunion. Eine bessere Früherkennung ist einer der vier Schlüsselbereiche des Plans, in dem eine Überarbeitung der Empfehlung des Rates von 2003 zur Krebsfrüherkennung als Teil der Leitinitiative angekündigt wurde, um ein neues EU-gefördertes Krebsvorsorgeprogramm vorzulegen.

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