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Liste mit gefährdetem Kulturerbe erweitert

Liste mit gefährdetem Kulturerbe: spätbarocke Schwesternhäuser in Kleinwelka (Oberlausitz) aufgenommen. Die Schwesternhäuser in Kleinwelka sind ein Kulturdenkmal der Oberlausitz und gehören zu den sieben Kulturerbe-Stätten, die die EU-Kommission in die Liste der am stärksten gefährdeten Kulturdenkmäler 2023 aufgenommen hat. Das Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute Schwesternhaus-Ensemble in Kleinwelka, einer ehemaligen mährischen Siedlung in Sachsen, ist ein einzigartiges spätbarockes Kulturdenkmal des gemeinsamen Lebens der mährischen Gemeinschaft in der Oberlausitz.

In der diesjährigen Ausgabe der gefährdeten Kulturdenkmäler, die gleichzeitig das 10-jährige Bestehen der Initiative markiert, werden neben dem Schwesternhaus-Ensemble in Kleinwelka folgende Stätten gelistet: Bahnhof Kortrijk, Kortrijk, Belgien; Partisanen-Gedenkfriedhof, Mostar, Bosnien und Herzegowina; Festung Tchakvinji, Zugdidi, Georgien; Memento-Park, Budapest, Ungarn; Kulturlandschaft von Sveti Stefan, Paštrovići, Montenegro und die Wassermühlen von Bistrica, Petrovac na Mlavi, Serbien.

Mariya Gabriel, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, betonte, dass die Kommission seit 2014 die Initiative '7 Most Endangered' (7 gefährdete Denkmäler) unterstützt. Diese Initiative macht auf die gefährdeten Stätten aufmerksam, die unsere Hilfe benötigen. „Wir müssen weiterhin das Bewusstsein für die Bedeutung des kulturellen Erbes für unsere europäische Identität und für die Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung schärfen. Die ausgewählten Stätten haben das Potenzial, als Instrument zur Förderung des Friedens und des Dialogs in den jeweiligen Orten und Regionen zu dienen.“

Schwesternhaus in Kleinwelka

Die im frühen 18. Jahrhundert gegründete mährische Gemeinschaft geht auf Glaubensflüchtlinge aus Mähren in der heutigen Tschechischen Republik zurück. Sie errichteten im Laufe der Jahre eine Reihe von Niederlassungen in Deutschland, darunter auch in Kleinwelka. Bis 1770 beherbergte das Gebäudeensemble in Kleinwelka hauptsächlich Frauen sorbischer Herkunft. Die Schwestern lebten zusammen und teilten ihren religiösen Glauben. Sie richteten ein Bildungssystem ein und sorgten für eine umfangreiche Gesundheitsversorgung.

Die Herrnhuter Struktur in Kleinwelka begann im 20. Jahrhundert zu verfallen. Die Mieter zogen aufgrund des niedrigen Wohnstandards nach und nach aus. Seitdem wurde das verlassene Gebäudeensemble kaum genutzt, es ist in der Folge zunehmend verfallen und leidet unter Feuchtigkeit, beschädigten Decken, Fenstern und Böden.

Das Schwesternhaus-Ensemble wurde ausgewählt wegen seines außerordentlichen Werts für das Kulturerbe, auch wenn dieser bis vor kurzem weitgehend unerkannt blieb, aber es ist auch akut gefährdet. Die historischen Gebäude aus der Mitte des 18. Jahrhunderts haben einen architektonischen Wert und belegen die Aktivitäten von Frauen innerhalb der mährischen, aber auch der weiteren Gemeinschaft, einschließlich der lokalen sorbischen Minderheit, sowie grenzüberschreitende Verbindungen in der deutsch-tschechisch-polnischen Grenzregion. Nach der Restaurierung könnte das Ensemble die lokale Geschichte präsentieren und einer Vielzahl von sozialen Aktivitäten von lokaler, regionaler und grenzüberschreitender Bedeutung dienen.

Europa Nostra Deutschland nominierte die Stätte für das Programm „7 gefährdete Kulturerbestätten 2023“. Ziel ist es, das Erbe des Schwesternhaus-Ensemble zu schützen, zu bewahren und das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass es in vielerlei Hinsicht direkt mit dem europäischen Erbe und den europäischen Werten verbunden ist.

Der Erhalt des Schwesternhaus-Ensemble wird nicht zuletzt unterstützt von lokalen und internationalen Organisationen, wie dem Freundeskreis Schwesternhaus e.V., der Ortsgemeinde Kleinwelka, dem Stadtwerk Bautzen, der Stadtverwaltung Bautzen, dem Freistaat Sachsen, der Technischen Universität Dresden und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Die Liste der sieben am stärksten gefährdeten Kulturdenkmäler

Die Initiative stellt einen Zuschuss in Höhe von 10.000 Euro pro gelisteter Stätte zur Verfügung. Das soll Aktivität unterstützen, die zur Rettung der bedrohten Stätte beitragen. In den meisten Fällen dient die Aufnahme einer gefährdeten Stätte in die Liste als Katalysator für Maßnahmen und als Anreiz dafür, die erforderliche öffentliche oder private Unterstützung (einschließlich der Finanzierung) zu mobilisieren.

Die Auswahl der Stätten richtet sich nicht nur nach dem Grad der Bedrohung oder dem Wert des Kulturerbes, sondern auch nach dem Engagement der lokalen Gemeinschaft und damit nach dem Potenzial, das Erbe zu retten. Die Initiative wird von Europa Nostra in Zusammenarbeit mit dem Institut der Europäischen Investitionsbank durchgeführt und vom Programm Kreatives Europa im Rahmen des Europa Nostra-Netzwerkprojekts ‚European Cultural Heritage Agora‘ unterstützt.

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