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Von der Leyen startet EU-Datenbank zur Coronavirusforschung

Die Europäische Kommission hat zusammen mit mehreren Partnern eine europäische Plattform für Daten zu COVID-19 ins Leben gerufen. Ziel ist es, die verfügbaren Forschungsdaten schnell zu sammeln und gemeinsam zu nutzen. „Um dieses Virus zu besiegen, brauchen wir einen Impfstoff, bessere Behandlungsmethoden und breit angelegte Tests. Wissenschaftler auf der ganzen Welt haben bereits eine Fülle von Erkenntnissen über das neue Coronavirus gewonnen. Aber kein Forscher, Labor oder Land wird die Lösung auf die Schnelle allein finden“, sagte Präsidentin Ursula von der Leyen in einer Videobotschaft zum Start der neuen Forschungsdatenbank. „Deshalb wollen wir den Wissenschaftlern helfen, auf Daten der Kollegen zuzugreifen und eigene mit anderen zu teilen - über Fachdisziplinen, Gesundheitssysteme und Grenzen hinweg.“

Datenbank 300Mit der EU-Datenplattform COVID19 werden Forscher in der Lage sein, viel neues Wissen über das Coronavirus zentral zu speichern, auszutauschen und zu analysieren, von Erkenntnissen auf dem Feld der Genetik bis hin zu Mikroskopie- und klinischen Daten.

„Wir erwarten, dass Experten rund um den Globus innerhalb weniger Tage Tausende von DNA-Sequenzen und Zehntausende von Forschungsartikeln hochladen“, so von der Leyen. „Ich habe den größten Respekt für all diejenigen, die ihre Tage, und oft auch Nächte, zum Wohle aller in Labors verbringen. Und ich möchte alle Forscher einladen, unser Angebot anzunehmen und die EU-Datenplattform ausgiebig für ihre Arbeit zu nutzen. Gemeinsam werden wir schneller Mittel und Wege finden, dieses Virus zu besiegen!“

Die Plattform ist Teil des ERAvsCorona-Aktionsplans und ein weiterer Meilenstein beim Einsatz der EU, Forscher in Europa und auf der ganzen Welt im Kampf gegen den Coronavirus-Ausbruch zu unterstützen.

Die neue Plattform wird ein offenes, vertrauenswürdiges und skalierbares europäisches und globales Umfeld bieten, in dem Wissenschaftler Datensätze wie DNA-Sequenzen, Proteinstrukturen, Daten aus der vorklinischen Forschung und klinischen Studien sowie epidemiologische Daten speichern und austauschen können. Die Plattform ist das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen der Europäischen Kommission, des Europäischen Instituts für Bioinformatik des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL-EBI), der Infrastruktur Elixir und des Projekts COMPARE sowie der EU-Mitgliedstaaten und anderer Partner.

Ein zügiger offener Datenaustausch beschleunigt die Forschung und die Entdeckung wissenschaftlicher Erkenntnisse erheblich und ermöglicht eine wirksame Reaktion auf die Coronakrise. Die Europäische COVID-19-Datenplattform entspricht den Grundsätzen in der Erklärung zum Datenaustausch in Notlagen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und unterstreicht das Engagement der Kommission für offene Forschungsdaten und eine offene Wissenschaft . Das soll zu mehr Effizienz und Verlässlichkeit in der Wissenschaft führen, wobei gleichzeitig gesellschaftlichen Herausforderungen stärker Rechnung getragen wird. In diesem Zusammenhang stellt die Plattform auch ein vorrangiges Pilotprojekt dar, mit dem die Ziele der Europäischen Cloud für offene Wissenschaft verwirklicht werden. Darüber hinaus baut die Plattform auf bestehenden Vernetzungen zwischen dem EMBL-EBI und Dateninfrastrukturen der nationalen Gesundheitssysteme auf.

Aktionsplan „ERAvsCorona“

Am 7. April 2020 billigten die für Forschung und Innovation zuständigen Ministerinnen und Minister aus allen 27 EU-Mitgliedstaaten zehn vorrangige Maßnahmen des Aktionsplans „ERAvsCorona“ . Aufbauend auf den übergeordneten Zielen und den Instrumenten des Europäischen Forschungsraums umfasst der Aktionsplan kurzfristige Maßnahmen, die auf einer engen Koordinierung, Zusammenarbeit sowie auf Datenaustausch und gemeinsamen Finanzierungsanstrengungen der Kommission und der Mitgliedstaaten beruhen. Der Aktionsplan ist schwerpunktmäßig auf die wichtigsten Grundsätze des Europäischen Forschungsraums ausgerichtet, die nun angewandt werden, um den Forschern und den EU-Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie so wirksam wie möglich zu helfen.

Neben der heute in Betrieb genommenen Europäischen COVID-19-Datenplattform konzentrieren sich die übrigen Maßnahmen auf die Koordinierung der Finanzierung, die Ausweitung großer EU-weiter klinischer Studien, die verstärkte Förderung innovativer Unternehmen und die Unterstützung eines europaweiten Hackathons Ende April, um europäische Innovatoren und die Zivilgesellschaft zu mobilisieren. Der gemeinsame Plan, in dem die vorrangigen Maßnahmen aufgeführt sind, wird in den kommenden Monaten von den Kommissionsdienststellen und den nationalen Regierungen auf kooperative und flexible Weise aktualisiert.

Hintergrund

Die Kommission stellt Hunderte Millionen Euro für Forschungs- und Innovationsmaßnahmen zur Entwicklung von Impfstoffen, neuen Behandlungsmethoden, Diagnosetests und medizinischen Systemen bereit, mit denen die Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden soll. Gestützt auf langfristige Investitionen, die vor dem Ausbruch des Coronavirus (im Rahmen des RP7 und von Horizont 2020) unter anderem in den Bereichen Überwachung und Vorsorge getätigt wurden, hat die EU rasch 48,2 Mio. Euro für 18 auf der Auswahlliste stehende Forschungsprojekte bereitgestellt‚ die sich jetzt mit patientennahen Schnelldiagnosetests, neuen Behandlungen, neuen Impfstoffen sowie mit Epidemiologie und Modellierung befassen, damit die Abwehrbereitschaft und Reaktionsfähigkeit bei Krankheitsausbrüchen verbessert werden. An den Projekten sind 151 Forschungsteams aus der ganzen Welt beteiligt.

Ferner hat die EU bis zu 90 Mio. Euro an öffentlichen und privaten Mitteln im Rahmen der Initiative Innovative Arzneimittel mobilisiert und bot dem innovativen Unternehmen CureVac bis zu 80 Mio. Euro zur finanziellen Unterstützung der Entwicklung und Herstellung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus an.

Darüber hinaus hat vor Kurzem ein im Rahmen des Förderinstruments „European Innovation Council Accelerator“ veröffentlichter Aufruf mit einer Mittelausstattung von 164 Mio. Euro zu Interessenbekundungen einer beträchtliche Anzahl von Start-ups und KMU geführt, deren Innovationen ebenfalls zur Bewältigung der Pandemie beitragen könnten. Gleichzeitig tragen mehr als 50 laufende oder abgeschlossene Projekte des Europäischen Forschungsrates zur Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie bei, indem sie Erkenntnisse aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen (Virologie, Epidemiologie, Immunologie, öffentliche Gesundheit, Medizinprodukte, soziales Verhalten, Krisenmanagement) liefern.

Um die weltweite Zusammenarbeit zu stärken, koordiniert die EU internationale Initiativen im Rahmen der Global Research Collaboration for Infectious Disease Preparedness (GloPID-R, globale Forschungszusammenarbeit für die Bereitschaft bei Infektionskrankheiten), die 29 Finanzierungseinrichtungen aus fünf Kontinenten und die Weltgesundheitsorganisation zusammenbringt. Des Weiteren trägt die EU 20 Mio. Euro zur Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI, Koalition für Innovationen in der Epidemievorsorge) bei. Schließlich stellt die Partnerschaft Europas und der Entwicklungsländer im Bereich klinischer Studien (European and Developing Countries Clinical Trials Partnership - EDCTP) für drei Aufrufe zur Interessenbekundung bis zu 28 Mio. Euro aus dem Programm Horizont 2020 bereit, um die Erforschung des Coronavirus zu unterstützen und die Forschungskapazitäten in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara zu stärken.

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